Mittwoch, 23. November 2016
Sale - Rabat
Nun kommt auch endlich der letzte Teil aus Marokko, seit das neue Semester angefangen hat, ist meine Zeit relativ begrenzt und da muss so ein Bericht manchmal warten.

Die letzten drei Tage haben wir in Rabat, der Hauptstadt von Marokko, bzw. in Sale verbracht. Ein Freund, den ich aus Barcelona kenne kommt aus Marokko und seine Familie wohnt in Rabat. Schon im Vorfeld hatte er uns eingeladen bei seiner Familie zu Gast zu sein. Wir hatten erst abgelehnt, da wir eigene Pläne hatten. Dann war er selbst aber auch dort und die Einladung war nicht mehr auszuschlagen. So änderten wir unsere Pläne, fuhren nicht nach Meknès, sondern nach Rabat. Den ersten Tag waren wir noch alleine bei Youness Bruder, da er selbst noch nicht angekommen war. Anfangs gestaltete sich das etwas schwierig, da er und seine Frau nur Arabisch und Französisch sprechen und mein Französisch...naja, das ist ehr als eingerostet und ganz hinten unter vergraben. Mit Händen und Füßen und einem Wörterbuch konnten wir uns dennoch verständigen.
Wie wir uns schon dachten wurden wir fürstlich bekocht. Zu meinem Leidwesen steht dort, insbesondere wenn Gäste zu Besuch sind, Fleisch auf dem Programm. Ich habe es aber nicht übers Herz gebracht zu sagen, dass ich das normalerweise nicht esse. Sie haben sich so viel Mühe gemacht und sind stundenlang in der Küche gestanden. Und es war so lecker! (Ist ja auch nicht so, dass ich kein Fleisch esse, weil es mir nichts schmeckt,...) Trotzdem war ich froh, dass ich nach den Tagen wieder zu meinen Essgewohnheiten übergehen konnte.
Einen Tag fuhren wir dann in die Stadt hinein. Erst nach Sale, streiften dort über den Markt und besichtigten eine Koranschule. Dort hin brachte uns ein netter Händler vom Markt, der schon gesehen hatte, dass wir ohne Karte etwas hilflos durch die Gassen spazierten. Er erzählte uns einiges über die Stadt uns sich selbst. Auf dem Weg kaufte er noch Obst, womit er uns versorgte (auch wenn der Weg nur 10min waren)
Er bot uns an, uns noch ein wenig mehr von der Stadt zuzeigen, wenn wir aus der Koranschule heraus kämen. Er betonte auch, dass er das gerne machen würde ohne Geld zu verlangen. Als wir dann an der Schule ankamen kam er mit dem Aufseher der Koranschule ins Gespräch, was sich schnell in einen hitzigen Streit wandelte. Es ging darum, dass unser Guide nicht offiziell war und somit den anderen das Geschäft nehmen würde und dass, wenn wir in die Koranschule kommen, ab da er uns übernehmen würde.





Die Schule an sich ist nicht mehr in Betrieb und kann deswegen auch von Nicht-Muslimen besichtigt werden. Die aufwendige Gestaltung ist beeindruckend. Im unteren Saal sind ringsum an den Wänden, die Korantexte eingemeiselt - was für eine Arbeit! Insgesamt verbrachten die Schüler dort um die acht Jahre. Zunächst vier Jahre im unteren Teil um den Koran zu studieren. Sie mussten ihn komplett auswendig wissen. Danach durften sie sich dann weltlichen Studien, wie Medizin oder Mathematik widmen. Dazu durften Sie in den oberen Teil, wo sich auch die Bibliothek befand.

Als wir raus kamen, wartete der Aufseher schon auf uns und wollte uns weiter führen. Wir lehnten ab, da wir schon wussten, dass er es nicht umsonst machen würde und ab diesem Abschnitt die Stadt auch leicht alleine zu erkunden ist. Er ließ sich aber nicht abschütteln und begleitete uns weiter bis zum Fluss, der Sale und Rabat trennt. Dort verabschiedete er sich dann mit dem Satz, dass er uns einen schönen Tag wünscht und wie wir unsere Führung denn honorieren wollen. Er meinte, dass er uns ein gutes Angebot macht mit 5€ pro Person, da wir die ersten an dem Tag gewesen seien, normalerweise würde er 10€ pro Person verlangen. Dazu muss man wissen, dass die Führung maximal eine halbe Stunde ging!!! Er ließ nicht mit sich verhandeln. Wir gaben ihm insgesamt 5€ und gingen weg. Er war ziemlich sauer und beschimpfte uns noch, aber wir ließen uns davon nicht beeinflussen.





Beeindruckend ist der Friedhof. Gräber werden dort nicht aufgelöst, sodass der Friedhof immer größer und größer wird. Die Grabsteine sind aufwendig gearbeitet, mit Mosaiken und Gravuren.



Über den Fluss setzten wir mit einem kleinen Boottaxi, in dem ca. 10 Leute gerudert werden.



Rabat selbst ist nichts besonderes. Die Medina ist nicht besonders schön und die Händler bieten das gleiche an, was wir auch schon in Fez und Chefchaouen gesehen haben. Insgesamt war es aber ruhiger und die Händler nicht so aufdringlich. Die Stadt ist ansonsten auch recht modern, viele Autos, Einkaufszentren,... Wir gingen in den Park um ein wenig Ruhe zu genießen, dort fanden wir auch ein süßes Café mit winzigen Tischchen unter den Bäumen verteilt.
Eine nette Begegnung hatten wir mit einem Silberschmuckkunsthandwerker. Wir kamen an seiner Werkstatt vorbei und durften ihm bei der Arbeit zusehen. Patricia knüpfte auch hier gleich Kontakt und wurde eingeladen doch eine Zeit zu ihm zu kommen um mit ihm zusammen zu arbeiten, sodass er ihr das Arbeiten mit Silber zeigen konnte und sie ihm ein wenig über ihr Kunsthandwerk und Ketten beibringen konnte.
Den Rückweg zur Wohnung nahmen wir mit dem öffentlichen Bus. Wir wurden bevor wir los gingen genaustens informiert, wie wir hin und zurück kommen, Adresse, Telefonnummer usw. Der Bus ging direkt von Rabat in das Wohngebiet in Sale. Anfangs war es noch nichts besonderes, dass wir in dem Bus waren. Je weiter wir allerdings weg vom Zentrum kamen umso leerer wurde der Bus und so ungewöhnlicher, dass sich zwei Touristen darin befanden. Wir kamen uns ein wenig vor wie die Affen im Käfig, beobachtet und begafft.

Am nächsten Tag zeigte uns Youness Bruder (er heißt übrigens Abdzerak) ein bisschen von Sale und dem Leben dort. Er fuhren wir zu einem Zirkus mit Zirkusschule. Er war dort selbst und wurde zum Akrobat/Artist/...ausgebildet und arbeitet jetzt in einem kleinen Zirkus, der sich rings um Rabat bewegt. Bevor er Familie hatte, hatte er noch ganz andere Erfahrungen gesammelt, er war in Paris und auch mit dem Circ del Soleil auf Tour. Wir lernten noch Freunde von ihm kennen und beobachteten das Leben vom Café aus.

Ich freute mich sehr, als dann Youness ankam. Ein besonderes Wiedersehen, weit entfernt von Barcelona. Nun war auch die Kommunikation einfacher, da ich mit ihm auf spanisch sprechen konnte und er übersetzte.

Am vorletzten Abend unserer Reise fuhren wir zurück nach Fez um am nächsten tag von dort den Flieger zurück nach Barcelona zu nehmen. Damit wir auch wirklich alles erleben konnten ging auf dieser Busfahrt auch alles schief. Wir starteten schon verspätet, nach einer halben Stunde kamen wir in eine Polizeikontrolle, die unseren Bus übergenau untersuchte und auch Hunde durch den Innenraum schickten. Über eine halbe Stunde wurden wir dort aufgehalten. Dann ging die Fahrt nicht lange weiter und wir standen wieder, irgendwo im Nichts - ein platter Reifen!
Irgendwann mitten in der Nacht kamen wir dann an. Vom Busbegleiter konnte ich mir noch das Handy ausleihen um im Hostel Bescheid zu geben, dass wir später ankommen. Die Schließzeiten in Fez in der Medina sind um 23h, dann sollten Touristen nicht mehr auf der Straße sein, was auch hin und wieder von der Polizei kontrolliert wird. Selbst die Cafés und Dachterrassen in den Hostels und Hotels dürfen nur bis 22h besucht werden - eigene Gesetze in einem einzelnen Stadtteil.

Am nächsten Morgen bin ich noch in eine Diskussion mit dem Hostelbesitzer geraten. Es ging um die Zeiten, wann wir das Zimmer räumen müssten. Wir hatten bei der Buchung andere Informationen bekommen, als er uns nun mitteilte und auch bei der Ankunft wurden wir von seinen Mitarbeitern nicht richtig aufgeklärt. Er beschränkte sich dann nicht nur darauf, sondern weitete es auch noch auf unsere späte Ankunft aus...Als er seinem Ärger dann Luft gemacht hatte beruhigte er sich auch wieder und alles war und wir durften etwas länger bleiben. Scheinbar interpretierte er das Friedenschließen etwas anders als ich, sodass er auf dem Weg zum Taxi, das uns zum Flughafen bringen sollte, noch an mich ran machte...was geht nur in diesem Menschen vor...zum Glück konnten wir schnell einsteigen und losfahren.

Am Flughafen selbst hatten wir noch viel Zeit, saßen draußen in der Sonne und Patricia genoss noch ein Zigarettchen. Da kamen dann ein paar Flughafenmitarbeiterinnen auf uns zu und fragten uns nach Feuer. Sie hatten selbst keine, da sie auf dem Gelände eigentlich nicht rauchen dürfen und das Gelände auch nicht verlassen dürfen. Sie versteckten sich hinter den Mülltonnen und machten dort ihr Päuschen. Eine Hand wäscht die andere kam uns dann sehr zu Gute, da unser Handgepäck nun etwas zu groß war, durch die Mitbringsel. Wir wurden von den Mädels aber nicht kontrolliert :D
Leider hat das bei der Sicherheitskontrolle an sich nichts mehr geholfen und sie haben mir mein geliebtes Taschenmesser abgenommen. Eigentlich sind Klingen bis zu 8 cm mittlerweile wieder erlaubt, aber das interessierte den Herren nicht. Wahrscheinlich konnte er es einfach selbst gut gebrauchen. Später als ich dort nochmal vorbeiging lag es nämlich auch nicht mehr in der Wanne mit den konfiszierten Gegenständen...

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